Hamas-Geisel bei "Markus Lanz" über 491 Tage in Gefangenschaft

Geisel über 491 Tage in Händen der Hamas:"Also habe ich das Leben gewählt und bin runter geklettert"

von Bernd Bachran

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Bei "Markus Lanz" schildert Eli Sharabi seine 491 Tage in Gefangenschaft der Hamas, den Verlust seiner Familie und den Kampf ums Überleben in den Tunneln von Gaza.

Eli Sharabi zu Gast bei "Markus Lanz".

Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 26. November 2025 in voller Länge.

27.11.2025 | 43:41 min

Am 7. Oktober 2023 überfielen Hamas-Terroristen den israelischen Kibbuz Be’eri. Dabei wurde Eli Sharabi gemeinsam mit anderen Zivilisten verschleppt und 491 Tage lang in den Tunneln der Hamas im Gazastreifen gefangen gehalten.

Erst nach seiner Freilassung am 8. Februar 2025 erfuhr Sharabi, dass seine Frau Lianne und die beiden Töchter Noiya und Yahel bei dem Angriff ermordet worden waren. Bei "Markus Lanz" sprach Eli Sharabi über seine Zeit in Gefangenschaft und das Buch, in dem er seine Erlebnisse verarbeitet.

Eine Bildmontage zeigt die 20 israelischen Geiseln, die freigelassen wurden.

Mehr als zwei Jahre waren die Geiseln in den Händen der Hamas.

14.10.2025 | 5:25 min

Sharabi: Terroristen feierten und filmten sich

Gegen 10:45 Uhr an jenem 7. Oktober 2023 drangen Hamas-Terroristen in das Haus der Familie Sharabi ein und trennten Eli von seiner Frau und seinen Kindern. "Dann kam der Kommandeur dieser zehn Terroristen zu uns ins Haus und hat gesagt: Bringt ihn nach draußen."

Das war der Moment, in dem ich verstanden habe, ich werde entführt. Ich habe mich zu meinem Mädchen umgedreht, um sie zu beruhigen, und habe ihnen zugerufen: Ich komme zurück.

Eli Sharabi, israelische Geisel

Es war das letzte Mal, dass er seine Frau und Töchter sah. Er wurde in ein Auto geschoben und sah dabei das Haus eines Freundes brennen. "Die haben mich 200 Meter zu einem Zaun geschleift und ich habe da mindestens 100 Terroristen rumlaufen sehen, die in die Häuser rannten, rauskamen, feierten, sich filmten, lächelten."

Ich habe nichts gefühlt. Ich war im Überlebensmodus.

Eli Sharabi, israelische Geisel

Gazastreifen, Deir al Balah: Autos des Roten Kreuzes transportieren tote Geiseln.

Die Terrororganisation Hamas hatte vor wenigen Wochen erneut tote israelische Geiseln übergeben. Es soll sich um israelische Soldaten handeln, deren Identität geprüft wird.

03.11.2025 | 0:15 min

ZDF-Korrespondentin Eigendorf berichtet von grauenvollen Eindrücken

Wenige Tage nach dem Überfall reiste ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf in das Kibbuz Be’eri. Bei "Lanz" beschrieb sie ihre grauenvollen Eindrücke: "Die Leichen waren zwar schon abtransportiert, aber der gesamte Kibbuz stank bestialisch nach Leichen."

Du hast wirklich gesehen, dort sind Leute hingegangen und haben einfach völlig destruktiv alles verwüstet, kaputt gemacht.

Katrin Eigendorf, internationale Sonderkorrespondentin des ZDF

Aviva Siegel über ihre Geiselhaft bei der Hamas

Katrin Eigendorf spricht mit Aviva Siegel in Tel Aviv über ihre Gefangenschaft. Die 62-Jährige wurde freigelassen, doch ihr Mann blieb zurück.

04.10.2024 | 24:30 min

Eisenketten 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 485 Tage lang

Eli Sharabi erzählte, dass er in das Haus einer palästinensischen Familie gebracht wurde, wo man ihn 52 Tage lang gefangen hielt. Dort habe man ihm nach drei Tagen erstmals die Augenbinde abgenommen. Auch die Fesseln, die sich tief in sein Fleisch eingeschnitten hatten und solche Schmerzen verursacht haben, dass er zeitweise das Bewusstsein verlor, wurden ihm abgenommen.

"Nach diesen drei Tagen haben sie die Fesseln abgenommen und haben uns die Füße mit Eisenketten gefesselt. Diese Ketten habe ich dann 485 Tage getragen. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche." Erst wenige Tage vor seiner Freilassung wurden ihm die Eisenketten abgenommen.

Alon Ohel und seine Famielie

Alle lebenden Geiseln hatte die Hamas freigelassen. Die Erleicherung in Israel war groß - auch bei Familie Ohel, die Ewigkeiten auf ihren Sohn wartete.

13.10.2025 | 2:47 min

"Also habe ich das Leben gewählt und bin runter geklettert"

Nach 52 Tagen im Haus der palästinensischen Familie wurde Sharabi in einen der Tunnel verlegt.

Das war mein schlimmster Albtraum. Ich habe vorher viel über die Tunnel gehört. Die haben diese Falltür nach unten aufgemacht und das sah für mich aus wie ein perfektes Grab.

Eli Sharabi, israelische Geisel

Anfangs weigerte sich Eli Sharabi, in den Tunnel zu steigen, und versuchte, mit den Entführern zu verhandeln. Diese haben allerdings nach etwa 30 bis 40 Sekunden die Geduld verloren, eine Pistole durchgeladen und an seinen Kopf gehalten. "Ich habe meinen Mädchen versprochen, ich komme zurück. Also habe ich das Leben gewählt und bin runter geklettert. Runter in die Dunkelheit."

Tunnelsystem der Hamas

Einblicke in das Tunnelsystem der Hamas.

08.01.2024 | 2:39 min

Sharabi: Durften uns nur alle sechs Wochen waschen

Anfangs waren sieben Personen in einem circa zehn Quadratmeter großen Raum zusammengekettet, wobei die Ketten an den Beinen jeweils miteinander verbunden waren. Alle sechs Wochen durften sie sich einmal mit einem halben Eimer kaltem Wasser waschen.

Sharabi: "Der Dreck, den man in diesen sechs Wochen aufgebaut hat, das ist grauenhaft. Das ist dreckig, das stinkt. Ein bisschen Seife oder ein bisschen Zahnpasta, das war Luxus. Alle zwei, drei Monate mal, vielleicht. Und dann Würmer überall und Kakerlaken und Ratten."

Und diese Demütigung jeden Tag.

Eli Sharabi, israelische Geisel

Nach all dem erlittenen Leid in den 491 Tagen Gefangenschaft und dem schmerzlichen Verlust seiner Töchter und seiner Ehefrau wollte Markus Lanz wissen, ob Sharabi Hass oder Wut verspüre. "Vielleicht bin ich verärgert. Aber das ist nicht das Gefühl, das mich ständig beschäftigt. Ich bevorzuge es, weiter zu gehen, optimistisch zu bleiben. Und Ärger bringt mir Noiya, Yahel und meine Frau Lianne nicht zurück."

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